Auf 1.700m Höhe, Unión Tunari, wenig Feuchtigkeit. Trockenes, kühles Mikroklima.
Taipiplaya ist das kleine Dorf, in dem die Kooperative Asocafé beheimatet ist. Hier gibt es ein paar „Tiendas“, kleine Shops mit den wichtigsten Dingen, die man im Allrag braucht, und wenige Restaurants (Mittagessen muss bis 12 Uhr bestellt werden, sonst bleibt nichts übrig). Die einladende Plaza ist von Palmen gesäumt. 300m davon entfernt ist das Büro von Asocafé.
Hier gibt es eine kleine Röstmaschine, bolivianischer Eigenbau. Einen Tisch zum Cuppen, ein Büro mit allen Unterlagen und Archiven der Mitglieder(Lagepläne und Bio-Zertifizierungen) und ein Büro für die Finanzen und Abrechnungen.
Die Mitglieder der Kooperative wohnen nicht in diesem Dorf, sondern in 40 kleinen Gemeinden rundherum. Taipiplaya erstreckt sich über drei verschiedene Ebenen, von den Einheimischen „nivel bajo“ (900 – 1.200m ü NN), „nivel medio“ (1.200 – 1.600m ü NN) und „nivel alto“(1.600 – 2.000m ü NN) genannt.
Je nach Höhenlage sind die Mikroklimata sehr unterschiedlich, die Kaffeekirschen reifen mehr oder weniger schnell und die Produzent:innen haben mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen.
Wir haben Hugo Saqua und Marina Quento in der Gemeinde Unión Tunari besucht. Das Paar ist seit 10 Jahren Mitglied der Kooperative, schon Hugos Vater hat auf diesem Grundstück Kaffee angebaut. Marco, Agronom und unser Kooperationspartner bei Asocafé, nähert uns mit dem Auto ans Grundstück an, doch die letzten Schritte müssen zu Fuß zurückgelegt werden. Auf dem Weg begegnen wir einem Wildschwein, das sich aber schnell vor uns ins Gebüsch flüchtet.
Schon auf dem schmalen Pfad zu Marinas und Hugos Grundstück sehen wir einige Kaffeepflanzen. Hauptsächlich grün ranken die Kaffeekirschen noch an den Ästen. Hier in der Höhe reifen die Kaffeekirschen später als unten. Dennoch: normalerweise ist der Juli und August hier in der Höhe Haupterntesaison. Zu grün scheinen die Kirschen Mitte Juli und die Familie wird uns später bestätigen: durch die Trockenheit im Dezember und Januar sind die Kirschen noch nicht gereift. Die wenigen roten und gelben sind sehr klein. Keine guten Umstände für das Produzenten-Ehepaar, deren Jahreseinkommen zu 80% von der Kaffee-Ernte abhängt. 10 Hektar haben die beiden, das ist relativ viel im Vergleich mit anderen Mitgliedern.
Ihr Sohn Cristian hilft während der Winterferien bei der Ernte. Diesmal jedoch sind die Ferien eher entspannt für ihn. So wenige Kirschen sind momentan reif, dass Marina und Hugo alleine ernten können. „Ich baue hier seit 10 Jahren Kaffee an“, erzählt Hugo. „Und so lange bin ich auch schon Mitglied in der Kooperative. Davor hat schon mein Vater Kaffee angebaut. Es gab gute Jahre.“ Dieses Jahr, ahnt Hugo, wird wohl nicht so gut werden. Er hat wohl nicht mit dem späten Reifen und der extremen Sonneneinstrahlung gerechnet, jedenfalls hat er versäumt genug zu düngen.
„Einige meiner Pflanzen haben diese trockenen Kirschen, die sind zu nichts mehr zu gebrauchen“, zeigt er uns. „Das muss wohl das starke Sonnenlicht sein.“
Ja, sagt Marco; das starke Licht, das auf die ungeschützten Pflanzen fällt; dazu die Trockenheit im Boden und der Fakt, dass viele von Hugos und Marinas Pflanzen schon mehr als 10 Jahre alt sind. „ihr müsst mehr mit dem Biodünger düngen, der erlaubt ist.“, mahnt Marco. „Aber jetzt ist es schon zu spät. Ihr hättet direkt im Januar nach der unnormalen Trockenheit anfangen sollen zu düngen. Mit derselben Kaffeeschale, die wir unten bei der Kooperative nach dem Entpulpen übrighaben. Das ist der natürlichste Dünger.“ Es sind außerdem noch 3 handelsübliche, pflanzliche Biodünger erlaubt. Mehr nicht, denn die Kooperative ist BIOLATINA-zertifiziert und Kontrollen finden jedes Jahr bei verschiedenen Produzent:innen statt.
Hugo hat sich die letzten Jahre auf das eher kühlere Mikroklima auf dieser Höhe verlassen. Aber so kühl ist das gar nicht mehr, vor allem gepaart mit der Trockenheit ist es gefährlich für die Pflanzen. Marina und Hugo haben bereits neue, junge Pflanzen gesetzt in der Hoffnung, dass diese mehr Früchte tragen, weil der Boden hier noch nicht so ausgelaugt ist. Eine Sache müssen sie allerdings beachten: Schattenbäume. Sogar hier oben, denn es ist sehr trocken und die Schattenbäume sind die einzige Chance, Feuchtigkeit im Boden zu behalten wo aufgrund der steilen Hänge kein Bewässerungssystem möglich ist.
ASOCAFE gibt regelmäßig Schulungen in Taipiplaya für seine knapp 300 Mitglieder. Die Präsenzquote bei diesen Schulungen liegt jedoch meist bei unter 10%. Die Gründe dafür sind schlechte Erreichbarkeit (in den Augen einiger Produzent:innen mach es nur Sinn, wenn man auf dem über 90-minütigen Weg zumindest auch Kaffee bei der Kooperative abladen kann, der dann dort weiterprozessiert wird. So kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.) Bzw. haben manche Familien andere Prioritäten: oft fehlen Hände zum Ernten oder es müssen noch andere Dinge geerntet werden wie Mandarinen oder Avocados. Die Ernte, die in dem Moment zu direktem Einkommen führt, hat immer Vorrang vor jeglicher Schulung.
Und dies ist auch ein sxhönes Beispiel für eine Grund-Mentalität des bolivianischen Volkes: denke nicht an die Zukunft – lebe im Jetzt.
Wir beschreiben hier nur eine Realität von vielen. Unsere Besuche bei verschiedenen Produzent:innen möchten wir hier möglichst neutral schildern.
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